gedichte kästner

Wir haben die Frauen zu Bett gebracht, als die Männer in Frankreich standen. Wir hatten uns das viel schöner gedacht. Wir waren nur Konfirmanden.
Dann holte man uns zum Militär, bloß so als Kanonenfutter. In der Schule wurden die Bänke leer, zu Hause weinte die Mutter.
Dann gab es ein bißchen Revolution und schneite Kartoffelflocken; dann kamen die Frauen, wie früher schon, und dann kamen die Gonokokken.
Inzwischen verlor der Alte sein Geld, da wurden wir Nachtstudenten. Bei Tag waren wir bureau-angestellt und rechneten mit Prozenten.
Dann hätte sie fast ein Kind gehabt ob von dir, ob von mir - was weiß ich! Das hat ihr ein Freund von uns ausgeschabt, Und nächstens werden wir Dreißig.
Wir haben sogar ein Examen gemacht und das meiste schon wieder vergessen. Jetzt sind wir allein bei Tag und bei Nacht und haben nichts Rechtes zu fressen!
Wir haben der Welt in die Schnauze geguckt, anstatt mit Puppen zu spielen. Wir haben der Welt auf die Weste gespuckt, soweit wir vor Ypern nicht fielen.
Man hat unsern Körper und hat unsern Geist ein wenig zu wenig gekräftigt. Man hat uns zu lange, zu früh und zumeist in der Weltgeschichte beschäftigt!
Die Alten behaupten, es würde nun Zeit für uns zum Säen und Ernten. Noch einen Moment. Bald sind wir bereit. Noch einen Moment. Bald ist es so weit! Dann zeigen wir euch, was wir lernten!
Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn? Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen! Dort stehn die Prokuristen stolz und kühn in den Büros, als wären es Kasernen.
Dort wachsen unterm Schlips Gefreitenknöpfe. Und unsichtbare Helme trägt man dort. Gesichter hat man dort, doch keine Köpfe. Und wer zu Bett geht, pflanzt sich auch schon fort!
Wenn dort ein Vorgesetzter etwas will und es ist sein Beruf etwas zu wollen - steht der Verstand erst stramm und zweitens still. Die Augen rechts! Und mit dem Rückgrat rollen!
Die Kinder kommen dort mit kleinen Sporen und mit gezognem Scheitel auf die Welt. Dort wird man nicht als Zivilist geboren. Dort wird befördert, wer die Schnauze hält.
Kennst Du das Land? Es könnte glücklich sein. Es könnte glücklich sein und glücklich machen? Dort gibt es Äcker, Kohle, Stahl und Stein und Fleiß und Kraft und andre schöne Sachen.
Selbst Geist und Güte gibt's dort dann und wann! Und wahres Heldentum. Doch nicht bei vielen. Dort steckt ein Kind in jedem zweiten Mann. Das will mit Bleisoldaten spielen.
Dort reift die Freiheit nicht. Dort bleibt sie grün. Was man auch baut - es werden stets Kasernen. Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn? Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!
Du meine Neunte letzte Sinfonie! Wenn du das Hemd anhast mit rosa Streifen ... Komm wie ein Cello zwischen meine Knie, und laß mich zart in deine Seiten greifen!
Laß mich in deinen Partituren blättern.(Sie sind voll Händel, Graun und Tremolo.) Ich möchte dich in alle Winde schmettern, du meiner Sehnsucht dreigestrichnes Oh!
Komm, laß uns durch Oktavengänge schreiten! (Das Furioso, bitte, noch einmal!) Darf ich dich mit der linken Hand begleiten? Doch bei Crescendo etwas mehr Pedal!
Oh deine Klangfigur! Oh die Akkorde! Und der Synkopen rhythmischer Kontrast! Nun senkst du deine Lider ohne Worte . . . Sag einen Ton, falls du noch Töne hast!

beliebtesten Posts